
Europas größtes Schiffshebewerk in Strépy-Thieu.
Man ist sofort von seiner Größe beeindruckt, und das aus gutem Grund: Dieser beeindruckende Betonkoloss erhebt sich 102 Meter über dem Boden und sein oberer Teil hat die Größe eines Fußballfeldes! Wenn man von der Autobahn E19-E42 in Richtung Mons fährt, sieht man ihn wie einen riesigen schwarzen Pilz auf den Anhöhen von Havré aufragen. Bei der Anfahrt ist er allgegenwärtig: Der Seilbahnaufzug von Strépy-Thieu überragt den Canal du Centre und die Region.
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Wozu dient ein Seilbahnaufzug?
Am Ende des Zweiten Weltkriegs schien es notwendig, das belgische Wasserstraßennetz einheitlich auszubauen und unter anderem Arbeiten am Canal du Centre durchzuführen, um dessen Kapazität auf 1350 Tonnen zu erhöhen. Die Transportkapazität der damaligen Lastkähne war nämlich auf 300 Tonnen beschränkt. Darüber hinaus empfahl die Europäische Konferenz der Verkehrsminister 1957, die Kanäle an ein Lademaß von 1350 Tonnen anzupassen. Das Bauprojekt Strépy-Thieu ist die letzte Phase dieses Arbeitsprogramms für das belgische Wasserstraßennetz. Es ist von großer strategischer Bedeutung auf europäischer Ebene, da es die Becken der Schelde und der Maas, aber auch den Hafen und die Region Dünkirchen und das Rheinbecken miteinander verbindet.


Ein Flussbauwerk, das von belgischem Ingenieursgeist zeugt
Auf den ersten Blick ist man von seinem beeindruckenden Aussehen überwältigt. Dennoch muss man ihn betreten, um zum Fahrkartenschalter zu gelangen... und dann im Inneren bis zum Panoramablick und dem Interpretationszentrum "Voies d'eau d'Hier, d'Aujourd'hui et de Demain" (Wasserwege von Gestern, Heute und Morgen) hinaufsteigen. Das erste Gefühl weicht schnell der Bewunderung, sobald man nach außen oder in Richtung des Herzstücks des Hebewerks mit seinen Stahlseilen, Zahnrädern und wunderschönen Maschinen blickt. "Technologie im Dienste des Menschen, einfach, schön und effizient", denkt man sich dann.


Der Bau des Seilbahnaufzugs
Nach mehrjährigen Studien wurde im Februar 1982 mit dem Bau des weltweit einzigartigen Schiffshebewerks von Strépy-Thieu begonnen. 20 Jahre später, am 30. August 2002, wurde der völlig neue und bis zur Grenze der Gemeinden Le Roeulx (Thieu) und La Louvière (Strépy-Bracquegnies) erweiterte Kanalanschluss mit einer Länge von ca. 12 km für den Schiffsverkehr freigegeben.
Der Aufzug ist 102 m hoch und 135 m lang. Er überwindet einen Höhenunterschied von 73,15 m und ersetzt allein die vier hydraulischen Aufzüge des historischen Canal du Centre und zwei Schleusen. Er erfüllt die Anforderungen der kommerziellen Schifffahrt von heute und morgen.


Die Kanalbrücke von Sart in Le Rœulx
Die Kanalbrücke über den Sart in Le Roeulx stellt die letzte Etappe des Bauprogramms dar. Dieses 498 m lange Kunstwerk, das von 28 Stahlbetonpfeilern getragen wird, überspannt eine Straßenkreuzung. Es "empfängt" die Autofahrer bei ihrer Einfahrt nach La Louvière, ohne sie jedoch zu überfahren. Zum Bau dieses Beton-Aquädukts wurde die Push-Methode angewandt: Nicht weniger als 65.000 Tonnen Material wurden mithilfe starker Hydraulikzylinder bewegt. So wurde die Flussverbindung am 2. September 2002 mit einem neuen Rekord fertiggestellt (Auszeichnung in der Kategorie "Außergewöhnliche Bauwerke" der International Concrete Federation - FIB 2003 in Osaka).


Ein symbolträchtiger Ort
Das Bauwerk befindet sich zwischen zwei Gemeinden: Strépy-Bracquegnies und Thieu. Erstere fusionierte mit den zehn anderen Gemeinden, wodurch 1977 die Großgemeinde La Louvière entstand; letztere untersteht der Stadt Le Rœulx. Strépy-Thieu ist daher nicht auf den geografischen Karten verzeichnet. Die in der Adresse angegebene Ortschaft ist Thieu.